Wann der Verbrauchsausweis Sinn macht … (und wen er stört)

Samstag, 12. Juli 2008

Man muss sich immer mal wieder fragen: Wozu dient der Energieausweis? Als staatlich verordnete Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für frei laufende Berater? Zur Kundengenerierung für Hersteller aus der Gebäudetechnik? Oder als Füllstoff für Umsatzsenken in der Bauindustrie?

Eigentlich hat er einen anderen Zweck.
Zuallererst dient er der Information von Mietern oder Immobilienkäufern über den energetischen Zustand des betreffenden Hauses. Er ist also erst einmal ein Instrument, dass den Verbraucherschutz stärkt und Informationen darüber verpflichtend macht, in welcher Größenordnung sich die Energieverbräuche der Immobilie (und somit auch die Nebenkosten) bewegen können. In diesem Zusammenhang ist die Ausweispflicht für Bestandsbauten sicher zu begrüßen…den sie erhöht doch in großem Maße die Transparenz bei Verkaufs- und Vermietungsgeschäften.
Der Energieausweis verfolgt natürlich auch einen weiteren Zweck. Er soll, so Potential besteht, den Hauseigentümer zu Energiesparinvestitionen motivieren.

Wie ist in diesem Zusammenhang der Verbrauchsausweis einzuordnen.
Er ist im Vergleich zum Bedarfsausweis die deutlich preiswertere Variante, insbesondere dann, wenn die Daten zur Berechnung vom Eigentümer selbst geliefert werden. Auf sehr schnellem und günstigem Weg liefert er Informationen zum Energieverbrauch des Hauses. Das ist auch sein großer Vorteil.
Der Nachteil des Verbrauchsausweises ist, dass die historischen Verbrauchswerte auch das individuelle Nutzerverhalten widerspiegeln, das sich mit einem Nutzerwechsel auch ändern kann. Aufgrund der fehlenden Vor-Ort-Beratung sind auch die ausgestellten Modernisierungshinweise eher pauschale Handlungsempfehlungen.
Ist deshalb generell von Verbrauchsausweisen abzuraten?
Nein…denn es gibt eine sehr große Gruppe von Hauseigentümern, für die gerade diese Form des Ausweises gedacht ist….und zwar die Eigentümer, die überhaupt nicht vorhaben, Ihr Haus zu sanieren, weil Ihnen entweder die finanziellen Mittel dazu fehlen oder es technisch gar nicht möglich ist…die aber Ihrer Informationspflicht gegenüber Käufern oder Mietern nachkommen wollen und müssen.
Der Verbrauchsausweis erfüllt für sie bei geringem finanziellen Aufwand alle Anforderungen…und ist aus energetischer Sicht trotzdem nicht sinnvoll…denn er enthält trotzdem Informationen zum möglichen Einsparpotential, die den Eigentümer irgendwann doch dazu bewegen können, in die energetische Verbesserung des Hauses zu investieren.
Der Bedarfsausweis ist vor allem für die Eigentümer interessant, die sowieso bereit und in der Lage sind, ihr Haus energetisch zu modernisieren. Hier sind eine Vor-Ort-Beratung und detaillierte, wirtschaftlich bewertete Modernisierungsempfehlungen gefordert…und der Preis des Ausweises (500-2000€) in diesem Zusammenhang auch gerechtfertigt.
Beide Ausweisarten ergänzen sich also in Hinblick auf die Motivation des Eigentümers.

Trotzdem üben in erster Linie die vor-Ort-beratenden Aussteller massive Kritik an den “billigen Verbrauchsausweisen”… die Interessenslage ist hierbei klar zu erkennen.
Derzeit sind eta 21.000 Aussteller bei der dena gelistet, vermutlich gibt es deutlich mehr berechtigte Aussteller, von denen sich viele nach der Qualifikation in teuren Lehrgängen Hoffnung darauf gemacht haben, mit der Ausstellung von Energieausweisen beim Eigentümer ein gutes Geschäft zu machen.
Nun sind von den Regelungen zum Energieausweis ca. 3 Mio. Bestandsbauten betroffen, d.h. für jeden dena-gelisteten Aussteller bleiben rein statistisch weniger als 150 Ausweise…klingt nicht gerade wie der Jackpot. Da werden preiswerte Alternativen schnell als Bedrohung wahrgenommen, obwohl gerade im Verbrauchsausweis, den viele Hauseigentümer aus der reinen Not wählen (müssen), eine große Chance steckt. Nämlich die, dass der Eigentümer zumindest erkennt, dass er, sobald es die finanziellen Möglichkeiten zulassen, eine energetische Modernisierung vornehmen muss…NACH eingehnder beratung durch den Fachmann.


Links: http://energiepass.wordpress.com/